Beschreibung Referent: Pfarrer Hendrik de Haas
Hinweis: » Reise nach Berlin, Mai 2017
Aufgewachsen in Dresden, hörte ich den Begriff «Volkskirche» erstmals von einem neugewählten Bischof, der aus Westdeutschland nach Berlin gezügelt war. Er wollte evangelische Kirchgemeinden wieder als Volkskirche im Alltag der Grossstadt präsentieren und so ein Zeichen gegen die Säkularisierung der Gesellschaft setzen und das christliche Bekenntnis in einer multikulturellen Grossstadt profilieren.
Als Theologiestudent war mir bis anhin im alltäglichen Leben und Feiern die christliche Gemeinde als gesellschaftliche Minderheit vertraut und in einem atheistisch geprägten Land wie der DDR selbstverständlich, dass ich mit dem Begriff «Volkskirche» zunächst nichts anfangen konnte.
Die Situation der Christen in anderen sozialistischen Ländern wie der Tschechoslowakei, in Rumänien oder auf Kuba, die ihren Glauben bekennen und als Christen leben wollten, war dagegen tatsächlich gefährlich.
Aufgrund der deutschen Geschichte und dank der vielen Verbindungen zu Partnergemeinden in Westdeutschland, in der Schweiz oder in den Niederlanden, gab es in evangelischen Kirchgemeinden der DDR einen regen Austausch, der den eigenen Horizont wohltuend erweiterte und Möglichkeiten bot, als kleine Kirchgemeinde in die Mehrheitsgesellschaft hinein zu wirken
und in dieser deutliche christlich geprägte Spuren zu ziehen wie mit der Diakonie, mit der Inneren Mission oder mit dem Einsatz von Bausoldaten.
Als kirchlicher Mitarbeiter nahm ich teil am Alltag verschiedener Berliner Kirchgemeinden in Charlottenburg, Neukölln (ehemals Westberlin) oder Mitte und Köpenick (ehemals Ostberlin), die sich im Laufe von wenigen Jahren auch im multikulturellen und säkularen Umfeld entwickelten und veränderten.